Herausragende deutsche Olympia-Bilanz für die Reiterei

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Hundert Jahre olympisch – London 2012 ist ein besonderes Jubiläum für die Reiterei

„Die 30. Olympischen Spiele vom 27. Juli bis zum 12. August 2012 in London sind für die internationale Reiterei ein besonderes Jubiläum: Hundert Jahre lang, seit den 5. Spielen 1912 in Stockholm, repräsentierten die klassischen Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit nun den Reitsport im olympischen Programm. Für Deutschland lässt sich dieses Jubiläum gut nutzen, um zufrieden Rückblick zu halten und Bilanz zu ziehen. Denn mit insgesamt 81 olympischen Medaillen liegen die deutschen Reitsportler im Medaillenspiegel weit vor den USA (48), Schweden (40), Frankreich (29) und Großbritannien (27).

Der erste olympische Auftritt der Reiterei geht allerdings schon auf die 2. Olympischen Spiele 1900 in Paris zurück. Bei diesen Spielen, die sich im Rahmen einer Weltausstellung sechs Monate hinzogen, wurden bereits Wettbewerbe im Preisspringen, Hochspringen und Weitspringen mit 24 Teilnehmern aus vier Nationen ausgetragen, die in den olympischen Ergebnissen indessen nicht aufgeführt werden. Auf hartnäckige schwedische Initiative beteiligten sich 1912 in Stockholm erstmals 62 Reiter aus zehn Nationen im Preisreiten (Große Dressurprüfung), im Einzel- und Gruppenspringen sowie in der Geländekonkurrenz (Military) an den olympischen Wettbewerben. Einzelsilber und Mannschaftsbronze im Springen sowie Einzel- und Mannschaftssilber in der Military waren dabei die erste deutsche Ausbeute.

Zugelassen waren bis 1948 nur Offiziere und Herrenreiter (Gentlemen). Zivile Reiter begannen erst ab 1952 das Bild zu prägen und waren bis dahin seltene Ausnahmen. Die Goldmedaille des deutschen Dressurreiters Carl Friedrich Freiherr von Langen erregte darum 1928 in Amsterdam einiges Aufsehen.

Amazonen durften erstmals 1952 an der Dressur teilnehmen, wobei die Dänin Lis Hartel sogleich Einzelsilber gewann. Ab 1956 konnten sie dann auch im Springen und seit 1964 in der Vielseitigkeit starten. Das Konzept ist seit 1912 in allen drei Disziplinen grundsätzlich gleich bleiben, wobei sich die Regeln natürlich stetig der Entwicklung anpassen. Gelegentlich setzte auch das ICO wesentliche Veränderungen durch, so nach Rom 1960 für die Dressur und nach Sydney 2000 für die Vielseitigkeit.

Olympische Medaillen wurden in den bisherigen 22 olympischen Reiterspielen an Teilnehmer aus 29 Nationen vergeben. Olympiasieger in der Einzelwertung kommen dabei aus 18 Nationen, wobei es bisher nur Deutschen, Franzosen und Niederländern gelang, dieses Gold in allen drei Disziplinen zu gewinnen. Dreimal Einzelgold gab es bisher nur 2000, 2004 und 2008 für die Dressurreiterin Anky van Grunsven. Damit ist die Niederländerin, die seit 1992 zudem fünf Silbermedaillen gewann, mit insgesamt acht Medaillen in fünf Olympischen Spielen die erfolgreichste Olympiareiterin neben Dr. Reiner Klimke, der zwischen 1964 und 1988 in Einzel- und Mannschaftswertung ebenfalls acht Medaillen, sechsmal Gold und zweimal Bronze, in der Dressur gewinnen konnte.

Hans Günther Winkler – eine Legende des deutschen Springreitens bei seinem Goldritt 1956 in Stockholm auf der Wunderstute „Halla

Mit sieben Medaillen, nämlich fünfmal Mannschafts- und einmal Einzelgold sowie einmal Teambronze zwischen 1956 und 1976 ist Springreiter Hans Günther Winkler der Einzige, der in sechs Olympischen Spielen in Folge nie ohne Medaille blieb.

Die deutschen olympischen Erfolge mit 38 Medaillen in der Dressur, 23 im Springen und 20 in der Vielseitigkeit (Military) sind besonders hoch einzuschätzen, da Deutschland bisher nur an 17 Olympischen Reiterspielen teilnehmen konnte. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg war Deutschland 1920 und 1924 ebenso nicht zugelassen, wie 1948 nach dem Zweiten Weltkrieg. 1932 verhinderte eine tiefgreifende Wirtschaftskrise für viele Nationen eine Teilnahme in Los Angeles, wo lediglich 34 Reiter aus sechs Nationen vertreten waren. Die Politik verhinderte dann 1980 in Moskau den Start vieler westlicher Nationen, darunter auch Deutschland, worauf die Ostblocknationen ihrerseits 1984 in Los Angeles fernblieben. Insgesamt hat sich die nationale Beteiligung an olympischen Reiterspielen stetig vergrößert. 1952 in Helsinki waren 25 Nationen am Start, 1984 in Los Angeles waren es erstmals 30 und 2008 in Hongkong 42 Nationen.

Die bisher erfolgreichsten olympischen Reiterspiele waren für Deutsche mit jeweils sieben Medaillen Berlin 1936 (sechsmal Gold, einmal Silber) Montreal 1976 (zweimal Gold, dreimal Silber zweimal Bronze) und Barcelona 1992 (dreimal Gold, je zweimal Silber und Bronze).“1)

1) Quelle: LZ, hgst, Dr. Hans Günter Stürmann, 26. Januar 2012

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